Wer die Berufsbezeichnung „Braumeister“ hört, sieht vor dem geistigen Auge vermutlich einen – meist männlichen – Menschen an einer Sudpfanne oder einem Läuterbottich. Doch das greift zu kurz, denn es gibt erstaunlich unterschiedliche Arbeitsbereiche und Ausprägungen des Berufs. Steffen Falk vom Technischen Support bei Palatia Malz ist ein gutes Beispiel für dessen Vielfalt. Im Interview erklärt er, was seinen Job ausmacht.

BESTMALZblog: Herr Falk, was machen Sie eigentlich genau?

Steffen Falk: Auf meiner Visitenkarte steht „Technischer Support“, und das bedeutet in erster Linie, dass ich unsere Kunden bei Fachfragen unterstütze. Das sind oft ganz praktische Anwendungsfragen zur Verwendung unserer Malze, wie zum Beispiel: „Ich habe zu wenig Extrakt, woran könnte das liegen?“ Aber auch unsere Händler in aller Welt berate ich oder besuche mit ihnen zusammen Brauereien.

BESTMALZblog: Das klingt so, als wäre Ihre Braumeister-Ausbildung dafür ziemlich hilfreich?

Steffen Falk: Absolut. Ich habe in Weihenstephan studiert, bin also Diplom-Braumeister. Zu dem Studium bin ich aus Interesse an den Inhalten gekommen, weniger mit einem konkreten Ziel. Ich hatte Chemielaborant gelernt und dann angefangen, Chemie zu studieren – das war mir aber nach kurzer Zeit zu trocken. Ich wollte etwas studieren, das zusätzlich noch Technik und Biologie enthält. Dann habe ich per Zufall einen Artikel über das Braumeisterstudium gelesen und fand das gleich interessant. Zunächst war mir aber gar nicht so klar, welche Optionen das noch bietet. Das sind recht viele! Außer in Brauereien arbeiten viele von uns auch in Mineralwasserbrunnen, der Saftaufbereitung oder der Zulieferindustrie. Und eben in Mälzereien! Die Freude am Brauen selbst kam bei mir erst durch das Studium und mein studienbegleitendes Praktikum in der Heidelberger Brauerei.

BESTMALZblog: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Steffen Falk: Typische Arbeitstage in dem Sinne habe ich nicht, aber meine Woche ist klar strukturiert: Ich habe noch weitere Aufgaben in der Arbeitssicherheit und im Qualitätsmanagement. Daher besuche ich unsere Werke in Wallertheim und Kreimbach-Kaulbach an je einem Tag der Woche. Dort schaue ich dann vor Ort, ob die Regeln der Arbeitssicherheit eingehalten werden. Also dass es zum Beispiel keine Stolperfallen gibt, keine Nottüren verstellt sind oder Schutzkleidung getragen wird, wo es notwendig ist. Außerdem kontrolliere ich die Umsetzung der Qualitätsstandards in den Werken. In diesem Jahr kommt noch das Energiemanagement dazu, hier berate ich die Geschäftsleitung. An den anderen Tagen bin ich in unserer Heidelberger Zentrale im technischen Support, unterstütze unsere Kunden bei Zertifizierungen und eben bei ihren praktischen Fragen.

BESTMALZblog: Was mögen Sie an Ihrem Job? Was sind Herausforderungen?

Steffen Falk: Ich muss mich jeden Tag auf Unvorhergesehenes einstellen. Aber da ich auch schon Betriebsleiter war, im Vertrieb und in der Reklamation gearbeitet habe, kann mich nicht mehr viel schocken. Ich mag die Abwechslung und dass ich nie weiß, was am nächsten Tag auf mich zukommt. Ständig passiert etwas Neues. Ich brauche viel Flexibilität und habe wenig Routine – das gefällt mir! Auch die Auslandseinsätze finde ich immer spannend. Was mich in der Mälzerei und am Mälzerberuf besonders fasziniert, ist die Vielfalt: Das Braumeisterstudium geht sehr fokussiert auf Bier ein – Malz wird nur am Rande behandelt. Ich hätte nie gedacht, dass Mälzen so komplex ist. Dass man aus einer Gerstensorte 50 verschiedene Malzsorten herstellen kann, beeindruckt mich immer wieder. Und welche Vielfalt an Bieren daraus entstehen kann!

BESTMALZblog: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Falk!

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Brauer, Mälzer, Ingenieur – oder was?

Kurzgefasst gibt es zwei hauptsächliche Wege zum Beruf: die klassische Lehre und die akademische Ausbildung. Die Berufsausbildung in einem Betrieb führt zum Abschluss „Brauer und Mälzer“. Wie bei vielen Ausbildungsberufen in Deutschland kann man auch hier im Anschluss „den Meister machen“, sich also zum Brau- und Malzmeister fortbilden. Mit der akademischen Ausbildung erwirbt man den Titel des Diplom-Braumeisters bzw. den Bachelor oder Master für Brauwesen und Getränketechnologie. Außerdem gibt es noch einen viersemestrigen Studiengang zum staatlich anerkannten Produktionsleiter Brauwesen/Getränketechnik, bei dem freiwillig und ergänzend noch die Meisterprüfung abgelegt werden kann. Etwas neuer ist eine duale Ausbildung, in der man sowohl den Ausbildungs- als auch den akademischen Abschluss erhalten kann.*

Staatlich anerkannte Fachakademie, mehrere Angebote:
https://www.doemens.org/lehre/lehre.html

TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan:
http://www.wzw.tum.de/index.php?id=46

TU Berlin, Fachgebiet Brauwesen:
https://www.brauwesen.tu-berlin.de/menue/studium_und_lehre/studiengaenge/

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf:
https://www.hswt.de/studium/studiengaenge.html

*Die Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.