Im April war BESTMALZ in der Schweiz zu Gast, beim Zürich Bier Festival. Bei der Veranstaltung konnten interessierte Bierliebhaber, Gastronomen, Brauer und Craftbier-Enthusiasten ein großes Biersortiment sowie interessante Vorträge und Workshops rund ums Bier genießen.

Bei uns ging es natürlich ums Malz: Im Einsteiger-Workshop klärten wir Fragen wie: Wozu braucht man Malz beim Brauen? Welche Malz-Sorten gibt es überhaupt? Wie beeinflusst das Malz die Farbe eines Bieres und was ist der EBC-Wert? Woher kommt das Malz in unseren Bieren? Profis erhielten spezifischeren Input und konnten individuelle Fragen stellen – etwa zum Mälzungsprozess von Basis-, Spezial- und Röstmalzen und den Auswirkungen auf das Bieraroma. Die Teilnehmer erhielten Detailwissen zur Cytolyse, Proteolyse und Amylolyse in der Malzbereitung und deren Bedeutung für den Brauprozess. Biersommeliere Annika Klee erläuterte die Unterschiede von Spezialmalzen und leitete beim sensorischen Vergleich verschiedener Malztypen und Bierstile an.

Bierbegeistertes Bergland

Hätten Sie es gewusst? Die Schweiz ist sehr bierbegeistert – das zeigt sich unter anderem darin, dass das kleine Land die höchste Dichte an Brauereien pro Kopf der Bevölkerung hat: Aktuell (Anfang 2018) gibt es dort fast 900 Brauereien, die Tendenz ist weiter steigend. Zwar liegt der Pro-Kopf-Konsum von rund 55 Litern Bier im Jahr im internationalen Vergleich eher im hinteren Mittelfeld – aber offenbar zählen Qualität und Vielfalt mehr als Quantität: Zwei Drittel der Brauereien sind Kleinstbraustätten und die Schweizer Bierliebhaber mögen es international: Sie trinken gern Spezialitäten aus dem Ausland, wohl auch wegen der ausländischen Wurzeln, die ein Fünftel der Schweizer haben. Oft bleiben sie daher Biersorten aus ihren jeweiligen Herkunftsländern treu – rund ein Viertel des jährlichen Bier-Umsatzes von 4,6 Millionen Hektolitern wird importiert.

Alte Liebe zum Bier

Die Liebe zum Bier hat auch in der Schweiz Tradition: Wie in anderen europäischen Ländern war auch hier das Bier bis zum hohen Mittelalter ein Grundnahrungsmittel, das von den Frauen zuhause hergestellt wurde. Gerade in den häufig schwer zugänglichen Regionen war das sinnvoll. Auch die Klöster, allen voran das Kloster St. Gallen, das schon zu Beginn des 9. Jahrhunderts gleich drei Brauereien (je eine für Mönche, für Pilger und sonstige Gäste) verzeichnete, waren produktive Braustätten. Als sie später mit dem gewerblichen Vertrieb von Bier begannen, war das aufgrund der niedrigen Preise eine starke Konkurrenz für bürgerliche Brauereien und Gaststätten. Ab dem 15. Jahrhundert förderten in vielen Regionen Verbote dieses Klosterverkaufs den Vormarsch gewerblicher Brauereien. Schon im 17. Jahrhundert wurde im Kanton Bern das gewerbsmäßige Produzieren von Bier außerhalb von Klöstern erstmals erlaubt, was als Beginn der Schweizer Brauindustrie verstanden werden kann. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts schließlich hatte das Bier den Wein als Nationalgetränk der Schweiz abgelöst.

Craftbier-Vielfalt

Wenig überraschend ist, dass viele Schweizer Craftbiere in einer gewissen Höhe gebraut werden – 70 Prozent des Landes liegen schließlich im Gebirge und auch der Rest nicht auf Normalnull. Die höchstgelegene Brauerei gibt es im kleinen Ort Monstein bei Davos auf 1.625 m. Beim Zürich Bier Festival war sie dann auch zu sehen und zu verkosten, die Vielfalt: Neben vielen ausländischen Craftbrauern waren diverse einheimische „Crafties“ aus allen Schweizer Regionen vertreten. Die Bandbreite reichte vom Weinhersteller, der inzwischen auch Bier macht, über Brauer, die ihr Werk in einem stillgelegten Hallenbad verrichten, bis zu einer Kleinbrauerei, die Biere im belgischen Stil braut.

Für Bierliebhaber sprechen wir also für die Schweiz eine klare Reiseempfehlung aus! Orientierung bietet der Brauerei-Kompass, der den Anspruch erhebt, alle Schweizer Brauereien zu verzeichnen: https://www.brauerei-kompass.ch/